Eindrücke von der Berufsausbildung in Deutschland

„Eine Lehre machen“ – ein in Deutschland anerkannter Ausbildungsweg ist in den USA nahezu unbekannt. Um mehr über die „Duale Ausbildung“ zu erfahren, habe Schülerinnen und Schüler des DSD2-Prüfungskurses im Familien- und Freundeskreis nachgefragt.

Lisa Motschenbacher, Technische Produktdesignerin und Mediengestalterin

Ihre erste Ausbildung, als Technische Produktdesignerin, hat Lisa Motschenbacher (s. Featurefoto – privat) im Jahre 2015 angefangen, und weil sie Fachabitur gemacht hat, wurde die Ausbildung auf drei Jahre verkürzt. Sie hat es bei Schumacher Packaging in Ebersdorf gemacht, einer großen Firma, die mehrere Standorte in Europa hat. Sie hat da Konstruktionen für Verpackungs-Design (z.B. Supermarkt Produkt-Verpackungen und -Displays) auf einem Plotter am Computer gemacht. Diese Konstruktionen sind für die Massenproduktion gedacht, z.B. neue Versandverpackungen für eine Firma wie Amazon. Sie war viel in dieser Ausbildung innerhalb der Firma unterwegs, d.h. die Arbeit war nicht alles am Computer, sondern sie hat auch große Wellpappbogen durch die Gegend getragen und Konstruktionen gemacht und verschickt.

In der Berufsschule hat Lisa eher mit Metall und Kunststoff gearbeitet und mit einem anderen CAD Programm als in der Ausbildung gearbeitet, und es war sehr anderes als was sie im Betrieb gelernt hat. Die Berufsschule hat ihr nicht so gut gefallen, weil der Lernstoff anders war als das, was sie in der Ausbildung lernte. Während der Ausbildung hat sie 50 Euro im Monat verdient.

Nach einer zehnmonatigen Pause (sie hat in Kanada durch ein Work/Travel Programm gewohnt und gearbeitet, aber die Arbeit hatte nichts mit ihrer Ausbildung zu tun. Es war z.B. Farmarbeit und Arbeit in einem Cafe. 2019 hat sie eine neue Ausbildung (auch bei Schumacher) über Druckdesign angefangen und ist schon fast fertig, da sie es wegen der früheren Ausbildung verkürzen konnte. Warum hat sie eine neue Ausbildung angefangen? Sie sagt, sie baue „mit der zweiten Ausbildung auch auf meine Fähigkeiten jetzt auf. Das heißt es war keine „vergeudete“ Zeit sondern eher Basiswissen war mir jetzt weiter hilft.“

Paul Ostermann-Healey, 16 Jahre

Rosemarie Wanner, Näherin

Rosemarie Seidel mit Hund Asta, Foto: privat

Meine Oma, Rosi Wanner, hat eine Lehre als Näherin gemacht. Nach acht Jahren in der Schule begann meine Oma 1955 ihre Lehre, als sie nur 13 Jahre alt  war. Die Lehre meiner Oma war bei einer Firma, die Oelkrug heißt, in Augsburg, wo meine Oma aufgewachsen ist.
Fräulein Schmidt hat allen Lehrlingen Nähen beigebracht und meine Oma musste Montag bis Samstag in der Lehre sein. Jeden Freitag mussten die Lehrlinge an der Berufsschule lernen. Die Lehre hat meiner Oma Spaß gemacht, obwohl sie sechs Tage in der Woche zehn Stunden lang arbeiten musste. Nach anderthalb Jahren in ihrer Lehre hat sie einen Job in der Firma bekommen und hat dort acht Jahre weitergearbeitet.
Leider hat sie über ihren Finger genäht und es hat ihr sehr weh getan. „Jetzt ist es genug, ich höre auf,“ dachte meine Oma. Danach hatte sie keine Lust mehr, als Näherin zu arbeiten, weil es nicht mehr Spaß machte. Seitdem arbeitete meine Oma in vielen verschiedenen Jobs, zum Beispiel als Nanny und Hausfrau, in einer Ballonfabrik, und auch als Kassiererin. Trotzdem hat sie immer noch für ihre Familie Kleidung gemacht und mir das Nähen beigebracht. 

Alice Wanner, 17 Jahre

Rosemarie Seidel 1956 in Augsburg, Foto: privat

Estera Contreras, Reiseverkehrskauffrau

Meine Mutter hatte einen Ausbildungsvertrag von 1991 bis 1994 gehabt, aber die Prüfung 1993 abgelegt. Sie hat im Lufthansa City Center in Frankfurt ihre Ausbildung gemacht. Die Berufsschule ist in Frankfurt, und heißt Julius Leber Schule. Sie existiert heute noch hinter dem Zoo. Es gab zwei Ausbilder im Betrieb, Frau Kemper und Herr Zweier. Meine Mutti sagte, der Herr Zweier war super lieb, er war der Chef.

Estera Contreras 1993, als sie für das Scheduled Travel Office (SATO) gearbeitet hat, Foto: privat

Am besten haben ihr die Einladungen der Reiseunternehmen zugesagt. Ihr hat das Testen der Hotels und der verschiedenen Reisen am meisten gefallen. Am schwierigsten hat sie gefunden, Bündel von Katalogen tragen zu müssen. Nach der Ausbildung hat sie im Büro am US-amerikanischen Konsulat und mit dem US-amerikanischen Militär gearbeitet. Sie war im Reiseverkehr verantwortlich für das Konsulat, die Einwanderungsbehörde INS (Immigration and Naturalization Service), das Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention CDC (Center for Disease Control and Prevention), die Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) und den diplomatischen Kurierdienst FRDCD (Frankfurt Regional Diplomatic Courier Division).

Als Bonn noch die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland war, hat sie auch dort in der US-amerikanischen Botschaft gearbeitet. Sie hat zum Beispiel den Hubschrauber für den Botschafter bestellt. Meine Mutter sagt: „Dies waren die beste Jobs der Welt.“ Sie hat insgesamt fünf Jahre in Frankfurt und Bonn gearbeitet.

Judah Contreras, 18 Jahre

Angela Motschenbacher, Apothekenhelferin und Pharmazeutisch-Technische Assistentin

Meine Tante Angela hat zwei verbundene Ausbildungen gemacht: erstens als Apothekenhelferin, und dann als Pharmazeutisch-Technische Assistentin (PTA) an der PTA Schule in Kulmbach. Sie hat die erste Ausbildung von 1985-87 gemacht, dann hat sie ein Jahr gearbeitet, dann folgte die zweite Ausbildung von 1988-1991.

In der ersten Ausbildung hatte sie Berufsschule zwei Tage pro Woche. In der zweiten Ausbildung war sie die ganze Zeit in der PTA-Berufsschule. Sie erinnert sich nicht sehr viel an die Lehrer/innen, aber im Großen und Ganzen waren sie nett und OK. In der Ausbildung zur Apothekenhelferin musste sie Poster (z.B. “wegen Trauerfall geschlossen“) mit Feder und Tinte schreiben. Das hat ihr nicht gefallen, weil es ganz mühsam war.

Angela Motschenbacher bei ihrer Ausbildung, Foto: privat

In der zweiten Ausbildung hatte sie Schwierigkeiten mit Physik und Mathe: „Es war in manchen Fächern für mich einfach, in machen ziemlich schwer. Alles was mit dem Apothekenalltag zu tun hatte, sprich: Arzneimittellehre, Drogenkunde, Latein und alles praktische war für mich kein großes Problem.“ Allerdings habe sich die Hauptschule nicht sehr mit Chemie, Physik und Englisch abgegeben, sagt sie. „Es hieß also: Lernen, lernen, lernen.“ Direkt nach der Ausbildung hat sie in mehreren öffentlichen Apotheken gearbeitet, aber seit circa zwölf Jahren arbeitet sie bei einer Krankenhausapotheke, wo es ihr gut gefällt. 

Paul Ostermann-Healey, 16 Jahre

Aaron Borkenstein, Steuerfachangestellter

Einer von meinen Cousins zweiten Grades, Aaron Borkenstein, machte von 2009 bis 2012 eine Ausbildung, um Steuerfachangestellter zu werden.

Seine Berufsschule war in Berlin und hieß Oberstufenzentrum Lotis, und er machte seine Lehre bei einer Kanzlei in Berlin. Seine Lehrer in der Berufsschule waren normale Pädagogen, und im Betrieb lernte Aaron dann von seiner Ausbildungsbetreuerin und seinem Chef. Er freute sich, zum ersten Mal Geld zu verdienen, aber er mochte seinen Chef nicht und hatte keinen Spaß beim Lernen. Deswegen wollte er nicht mehr Steuerfachangestellter werden, also ging er dann zur Bundeswehr. Er studiert jetzt, um einen Master in Steuerberatung zu erhalten.

Erika Pfeiffer, 16 Jahre

Rasmus Rueffer, Industriekaufmann

Mein Vater hat eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht. Er hat seine Ausbildung von 1984 bis 1986 bei Warncke Eiskrem gemacht. Sein Klassenlehrer in der Berufsschule war Herr Künzel. Mein Vater mochte gerne, dass er viele verschiedene Abteilungen kennenlernen konnte, wie zum Beispiel Verkauf, Werbung und Personal. Er hat auch jede Woche einen Karton Eiskrem bekommen. Er fand, dass die Arbeit in der Rechnungsabteilung sehr langweilig war, weil es viel monotone Arbeit gab. Nach seiner Ausbildung hat er bei der Firma für ein Jahr gearbeitet und dann hat er sein Studium der Volkswirtschaftslehre gemacht. Jetzt arbeitet mein Vater für die Europäische Zentralbank als Repräsentant in den USA.

Jonathan Rueffer, 16 Jahre

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