Deutschland – Breitbandentwicklungsland?

Deutschland liegt nach vielen Studien hinter fast allen anderen europäischen Ländern in Sachen schnelles Internet. Wieso ist das so und was tut die Regierung?

Text: Joel Lev-Tov (16 Jahre) / Featurefoto: Lisa S. / shutterstock.com

Breitband-Internet ist in Deutschland ein Thema. Deutschland definiert Breitband als 1 Mbit/s Geschwindigkeit im Download. Laut einem Bericht des TÜV Rheinlands haben nur 2,3 % der Deutschen Bevölkerung keinen Zugang zu einer Breitband-Verbindung. Dazu muss aber gesagt werden, dass für viele diese Geschwindigkeit nicht reicht, denn sie reicht nicht für viel mehr als Emails zu schreiben und im Internet surfen auf dem Computer.

Wer gerne auf einem Gerät Videos guckt, wie z.B. auf YouTube oder Netflix, sollte mindestens eine Verbindung mit einer Geschwindigkeit von über 16 Mbit/s haben, laut N-TV. Wer gerne Online-Spiele spielt, sollte das mindestens mit einer Geschwindigkeit von über 32 Mbit/s tun. Laut der Studie des TÜV Rheinland verfügten 2017 etwa 90% der Deutschen über ein Netzwerk, das mehr als 30 Mbit/s schafft. Diese Zahlen haben sich nur leicht verändert gegenüber 2016.

Neue Regierung – neues Ziel

2014 hatte sich die alte Bundesregierung als Ziel gesetzt, bis 2018 in jedem Haushalt ein Netzwerk mit einer Geschwindigkeit von 50 Mbit/s zu haben. Schon 2009 hatte sich die damalige Bundesregierung ein ähnliches Ziel gesetzt. Sie nahm sich vor, in 75% aller deutschen Haushalte ein Netzwerk mit einer Geschwindigkeit von mindestens 50 Mbit/s zu haben. Dieses Ziel wurde nicht erreicht. Laut dem TÜV Rheinland haben in Deutschland seit 2017 ca. 77% aller deutschen Haushalte Zugang zu Breitbandinternet schneller als 50 Mbit/s. In ländlichen Regionen ist die minimale Geschwindigkeit, die noch unter der Definition von Breitband liegt, weit verbreitet. 2017 verfügten ca. 99% der ländlichen Haushalte über ein Netzwerk, das 1 Mbit/s erreichen konnte,

50 Mbit/s Netzwerke sind in ländlichen Regionen aber immer noch spärlich. 2017 verfügten ca. 37% der ländlichen Haushalte über Internet mit 50 Mbit/s Netzwerke. Der Zugang hat sich gegenüber 2016 um etwa 6 Prozentpunkte verbessert. Trotzdem ist das Ergebnis unbefriedigend. Die neue Bundesregierung hat dies anscheinend eingesehen und sich direkt nach dem Start ein neues Ziel gesetzt: Bis 2025, also weit nach dem Ende der jetzigen Legislaturperiode, sollen überall in Deutschland Glasfaserkabel liegen.

Warum so wenig Glasfaser auf dem Land?

Es stellt sich die Frage, warum in Deutschland ländliche Regionen immer noch unterversorgt sind. Hauptsächlich liegt es an den alten Kupferkabeln, die noch in ländlichen Regionen liegen. Die schnellsten Internetanschlüsse laufen über Glasfaserkabel, die in Deutschland kaum verbreitet sind. Laut der OECD hat Deutschland den Glasfaserkabel-Ausbau verschlafen. Laut dem Bericht sind nur 2,1 % aller Festnetzanschlüsse in Deutschland mit Glasfaser bestückt.  Deutschland hängt in diesem Aspekt weit hinter anderen europäischen Ländern, insbesondere skandinavischen Ländern. In Schweden und Finnland sehen 58% bzw. 43,4 aller Internetverträge Glasfaser vor, während es in Norwegen  gut 40% sind, und in den Niederlanden etwa 15%. Der Durchschnittswert von allen Mitgliedsländern der OECD 2017 war etwa 22%.

Ein möglicher Grund für die wenigen deutschen Glasfaseranschlüsse sind die hohen Kosten für den Ausbau. Die Bundesregierung bemüht sich, Glasfaserkabel in Deutschland auszubauen. Aber es gibt viel Kritik an der Weise, in der dies gehandhabt wird. Laut heise hat die alte Bundesregierung den Ausbau von Glasfaserkabeln in Gebieten, die oft schon 50 Mbit/s erreichen können, priorisiert, anstatt die Regionen zu behandeln, die zur Zeit schlecht versorgt sind.

Es kommen aber auch noch andere Probleme dazu. Viele Kunden konnten laut der Bundesnetzagentur gar nicht erst die von dem Internetanbieter versprochene Geschwindigkeit erreichen. Nur 12% der Konsumenten konnten 2015-2017 die volle Geschwindigkeit erreichen.

Das zeigt, dass der Breitband- und Glasfaserkabel-Ausbau in Deutschland bisher nicht wie geplant ausgegangen ist.

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