Viele Leute fragen mich oft, warum ich Deutsch als Hauptfach studiere. Immerhin spricht niemand in meiner Familie fließend Deutsch und ich habe keine deutschen Verwandten. Zusätzlich studiere ich als mein zweites Hauptfach Maschinenbau, das sehr zeitaufwendig ist. Derzeit bin ich in Berlin – doch die Geschichte beginnt eigentlich mit meiner Mutter, die in Russland geboren ist.
Paul Wlodkowski, Berlin, GLC Alumnus
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Da meine Mutter die ersten 25 Jahre ihres Lebens in der Sowjetunion gelebt hat, hatte sie praktisch keine Gelegenheiten ins Ausland zu reisen. Nur während des Glasnosts, als sie zu der Zeit Studentin an der Universität war, hat sich eine Gelegenheit geboten: Sie hat eine Stellung als eine wissenschaftliche Mitarbeiterin bei einem deutschen Professor in Dortmund angenommen. Deutschland war ihre erste Erfahrung in einem westlichen, kapitalistischen Land, und dieses positive, lebensverändernde Ereignis war ihr persönlicher Mauerfall.

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Obwohl sie schließlich nach Amerika umgezogen ist, hat sie immer eine gute Erinnerung an Deutschland gehabt. Darum hat sie später deutsche Sprachkurse an der Deutschen Sprachschule Washington, D.C. belegt. Anschließend sind ich und meine Schwester ihr gefolgt, und dort habe ich das Deutsche Sprachdiplom Stufe 1 (DSD I) bekommen.
Da ich erfreuliche Erfahrungen bei der Sprachschule gesammelt habe, habe ich die Entscheidung getroffen, Deutsch an der University of Maryland weiter zu studieren. Damals ist mir Deutsch aufgefallen, weil die Sprache für mich einzigartig war; da Deutsch aus irgendwelchem Grund in meinem Oberschulsystem nicht angeboten wurde, war ich der einzige in meinem Bekanntenkreis, der Deutsch sprechen konnte. Und mit der Kombination von Maschinenbau und Deutsch habe ich endlich einen Weg gefunden, womit ich mich auszeichnen konnte.

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Ich befinde mich zurzeit an der Technischen Universität Berlin, wo ich gerade die letzten vier technischen Wahlpflichtkurse meines Studiengangs belege. Gleichzeitig arbeite ich als studentische Hilfskraft mit Doktoranden im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen, auch an der TU Berlin. Mit vier freundlichen und tollen deutschen Menschen wohne ich in einer schönen WG in Kreuzberg, und jeden Tag rede ich auf Deutsch. Ich bin seit 5 Monaten in Berlin und mein Deutsch ist viel besser geworden. Da meine Maschinenbaukurse auf Deutsch sind, ist das Auslandsemester für mich die perfekte Gelegenheit gewesen, meine zwei Hauptfächer sinnvoll zu verbinden. Obwohl das finale Semester aus diesem Grund eine Herausforderung ist, habe ich mich bislang dabei wohlgefühlt. Mein Aufenthalt in Berlin ist bislang eine der aufregendsten Erfahrungen meines Lebens gewesen, und jeder Tag ist ein Abendteuer. Also wenn Leute mich fragen, warum ich Deutsch als ein Hauptfach ausgewählt habe, ist die Antwort einfach: Ich kann dadurch solche Gelegenheiten wie diese erfahren.

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Super geschrieben Paul, Respekt.
J
Well done!